Die Stadtwaldfarm am Stadtwald in Verden, ein wichtiger Fachbereich des Kinder- und Jugendhilfeträgers Fokus Familien- u. Sozialdienstleistung gemeinnützige GmbH hinsichtlich der Stadtteil- und Gemeinwesenarbeit, war, am 03. August 2022, der Treffpunkt zur sozialpolitischen Analyse und Recherche kommunaler Sozialarbeit. Die Akteure des Diskurses bildeten u.a. Dörte Liebetruth (SPD), Landtagsabgeordnete des Landkreises Verden, Thomas Behrendt, Geschäftsführer Fokus Familien- u. Sozialdienstleistung gemeinnützige GmbH und Verdens Bürgermeister Lutz Brockmann (SPD).
Behrendt eröffnete die Begegnung mit einer ausführlichen Begehung der Stadtwaldfarm. Angefangen am Gebäude des „SchulMobils“ – Außerschulischer Lernort Stadtwaldfarm erläuterte Behrendt das Erfolgsrezept der neuen und bisher einzigartigen Maßnahme für Schulverweiger:innen im Landkreis. Ein Kooperationsangebot der Fokus gGmbH mit der Koordinationsstelle Schulverweigerer (KOS) des Landkreises Verden. Nach dem beendeten Schuljahr 2021/22 konnte Behrendt eine hundertprozentige Reintegration der Schülerschaft ins Bildungssystem verkünden. Es sind die sozialpädagogischen, lern- und werkpädagogischen sowie tierpädagogisch gestützten Kernkomponenten, die das „SchulMobil“ besonders und wirkungsvoll machen.
Die Begehung geht durch die Tischlerwerkstatt, ein unverkennbarer Ort des Handwerks und der Kreativität. Hinaus aus dem Gebäude eröffnet sich den Gästen das sonnendurchflutete und naturbelassene Ambiente der Farm mit seinen tierischen Farmbewohnern, seinen Besucher:innen, die die offenen Farmangebote genießen, den Tierpflegerinnen, Pädagoginnen und Tischlern, die diesen Sozialraum hegen, pflegen und gestalten.
Im großen Besprechungsraum des Farmhauses endet der Farmrundgang und man startet in die Erörterung möglicher Implementierungsstrategien zum Ausbau hiesiger Stadtteil- und Gemeinwesenarbeit. Mit der Aufforderung: „Herr Behrendt, was muss ich im Oktober mit nach Hannover nehmen?“, startet die Landtagsabgeordnete den fachlichen Diskurs. Der symbolische Charakter des roten Rucksacks, mit dem Liebetruth Eindrücke an der Basis gesellschaftlicher Realitäten sammelt, erfährt viele dem Realismus gegenwärtig benötigter Reaktionen auf sozialpolitischer Ebene. Behrendt, dank seiner langjährigen Erfahrung in diversen Feldern der Sozialen Arbeit, berichtet anschaulich über die erforderliche Quintessenz aus interdisziplinärer Empirie einerseits und den praxisorientierten Methoden im sozialen Sachverhalt andererseits.
Die generische Erkenntnis, dass sich die kontinuierlich steigenden humanistischen Bedarfe im gesamten sozialen Sektor mit konkreten, finanziellen Kürzungen und Einsparungen gegenseitig bedingen, lässt den Geschäftsführer Behrendt ad hoc die Prioritäten fokussieren. Hervorzuheben seien ausdrücklich gezielte Finanzkräfte zum Ausbau der Stadtteil- und Gemeinwesenarbeit, in Form von niedrigschwelligen, aber zuverlässigen Angeboten, in der Nachbarschaft. Es bedarf mehr unbürokratische professionelle Anlaufstellen, die dem Gemeinschaftsgefühl im sozialen Miteinander zu Gute kommen. Er betont, unter anderem, den dringlichen Bedarf im Rahmen der Sozialen Arbeit hinsichtlich des Klimamanagements, der Nachhaltigkeit und auch die Bedeutung drohender Energiepreissteigerungen. „Die Korrelation präventiver Aufklärung und Beratung muss verstanden werden“, so Behrendt. Brockmann pflichtet ihm bei: „Es geht um Perspektiven und ressourcenorientierte Praxiselemente, die einen sozialen Austausch fördern und das Verständnis von gelebter zwischenmenschlicher Nachbarschaft hervorbringen können.“ Gleichzeitig betont Behrendt die sehr gute Zusammenarbeit zwischen dem Landkreis, der Stadt und der freien Trägerschaft. Die Vernetzung und Kommunikation sei u.a. überwiegend direkt und proaktiv. Da die Fokus gGmbH an drei Standorten im Bereich der Kinder- und Jugendhilfen etabliert ist, kann der Geschäftsführer zweifellos die divergenten Synergien beurteilen. Fakt bleibt dennoch: Die besten Intentionen unterliegen einer gesunden Wirtschaftlichkeit. Fachlich fundierte Hilfestellungen, Perspektiven schaffen und menschliches Miteinander sind nur ein paar Schlüsselbegriffe, die insbesondere in Krisenzeiten, sei es gesellschaftlich oder individuell, unverzichtbar für einen gesunden und konstruktiven Umgang damit sind.
Die anstehenden Landtagswahlen und der damit zusammenhängende Wahlkampf lassen hoffen, dass Dörte Liebetruth, in Stellvertretung der Bürger:innen ihrer Gemeinde, nachwirkend postuliert, wie essentiell gesellschaftliche Integrität, Teilhabe und vom Humanismus geprägte Leitbilder von sozialökonomischer Affirmation abhängen, so dass sich die gegenwärtige Utopie von Egalitarismus zumindest ansatzweise von ihrer ideologischen Fiktion entfernt und sich mehr institutioneller Kontext in der Wirklichkeit findet.